Der Begriff „Performativität“ geht zurück auf die Sprechakttheorie. Hierbei gibt es zwei Hauptdefinitionsansätze:
Der britische Philosoph John L. Austin definiert das Performativ als etwas, was durch das Aussprechen rechtskräftig oder allgemeiner gesagt Wirklichkeit wird. Ein Beispiel hierfür wäre der Satz „hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau“. Spricht eine Standesbeamte oder ein Standesbeamter diese Worte während der Trauung aus, greift er bzw. sie in die Realität ein und verändert diese. Allein das Aussprechen dieses Satzes ist es was eine Ehe rechtskräftig macht. Es wird also ausgesprochen was geschieht, oder andersherum gesagt: es kann nur geschehen was geschieht, weil es ausgesprochen wird. Kurz gesagt: Sprache vollzieht Handlungen, sie ist ein Wirklichkeitskonstruierendes Instrument1
Ein weiterer Definitionsansatz geht zurück auf die feministische Philosophin Judith Butler. Die Professorin für Rhetorik und Literaturwissenschaft beschäftigt sich viel mit Geschlechterforschung und ist weltweit für ihre feministischen- und Queer-Theorien bekannt. Dies spiegelt sich auch in ihrer Definition der Performativität wider, die sich auf die binäre Konstruktion der Geschlechter „Mann“ und „Frau“ bezieht. Laut Butler handelt es sich bei der Performativität um einen sozial- gesellschaftlichen Akt, der strikte Geschlechterrollen konstruiert. Das fängt schon damit an, dass man einem Ungeborenen ein männliches oder weibliches Geschlecht zuschreibt. Dadurch wird das Wesen in eine Rolle hineingeboren, die es sich nicht aussuchen kann und durch die sein Leben bestimmt wird. Durch das wiederholte Zuschreiben dieser Geschlechterrollen etabliert sich diese binäre Vorstellung von Geschlecht gesellschaftlich. Zusammengefasst: für Butler ist Performativität die Etablierung bestimmter gesellschaftlicher Vorstellung durch deren ständige Repetition.2